
Bischofsblog – Berufung: was? wer? wie? wozu?
- On 17. Oktober 2018
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„Maria wird berufen, die Mutter Jesu zu sein, Gott zur Welt zu bringen.“
Liebe Jugendliche!
Diese Katechese kreist um das Thema „Berufung“. Dieses Wort hören wir immer wieder, wenn etwa jemand sagt: „Dieser Mensch hat seine Berufung gefunden!“ oder: „Er oder sie hat eine Berufung als Professor bekommen!“ oder auch: „Für sie ist dieser Job nicht ein Beruf, sondern eine Berufung!“ usw. – Was ist eigentlich „Berufung“? Ganz allgemein könnte man sagen:
Berufung heißt „Seinen Platz im Leben finden!“
Im Wort „Berufung“ steckt das Wort „Ruf, rufen “. Da ist also jemand, der ruft! Für uns Christen ist dieser Rufende Gott. Es gehört zum Wesen Gottes, dass er ruft, dass er redet und sich mitteilt. Denn Gott ist keine abstrakte Idee. Der Gott der Bibel ist vielmehr ein DU, ein lebendiges Visavis, eine Person. „Gott ist Liebe“ (1 Joh 4,8). Liebe aber will sich mitteilen und aussprechen.
Und dieser Gott will sich uns Menschen mitteilen . Er ist ja in Jesus Christus Mensch geworden. Deswegen spricht er auch uns Menschen an. Eigentlich spricht er jeden Menschen an! Denn Gott will, dass unser Leben gelingt!
Die Frage ist nur, ob wir dieses Rufen Gottes auch hören? Ob wir es überhaupt hören wollen? Zugegeben: Das Rufen Gottes zu vernehmen, ist nicht immer leicht und einfach. Denn Gott schreit nicht. Er drängt sich nicht auf. Und meistens spricht Gott leise, sodass man in der Fülle der Informationen und im Lärm und in der Hektik des Alltags sein Rufen auch überhören könnte.
Eine andere Frage ist, wie denn Gott ruft! Er kann es natürlich ganz unmittelbar und direkt tun, wenn er etwa einen Menschen in einer Vision oder im Traum anspricht. Es muss aber nicht immer so spektakulär sein wie bei Saulus, den der Herr vor Damaskus vom hohen Ross heruntergeholt hat. Gott ruft also direkt, aber meist tut er es indirekt; ganz so, wie es in einem Gebet heißt: „Gott, du sprichst zu mir auch durch Menschen, die mir begegnen und durch Ereignisse, die mir widerfahren!“ Gott hat also unendlich viele Möglichkeiten, zu uns zu sprechen.
Das Entscheidende aber ist, ob und wie wir Menschen darauf reagieren. Denn Gott wartet auf eine Antwort. Er wartet auf meine, deine, unsere Antwort. Zum Wesen der Berufung Gottes gehört also die Antwort des Menschen. Zugegeben: Oft muss Gott lange auf eine Antwort warten. Aber er hat Geduld. Denn Gott drängt uns nicht. Er lässt uns die Freiheit und er respektiert unsere Entscheidung.
Und wozu, d.h. auf welchen Weg, zu welchem Dienst, zu welcher Aufgabe ruft Gott? Maria z. B. hat er gerufen, die Mutter seines Sohnes zu sein und so Gott zur Welt zu bringen! Das war also ihre ganz persönliche Berufung. Bei einem anderen Menschen schaut dieser Ruf wieder anders aus. Der Ruf Gottes kann also sehr unterschiedlich sein.
Alle Menschen aber hat Gott ins Leben und zum Leben gerufen! Diese Berufung verbindet alle Menschen, denn alle sind zum Leben berufen! Das Leben ist das Geschenk Gottes an alle Menschen. Niemand kann sich das Leben selber geben. Es ist uns gegeben, d.h. geschenkt. Das Leben ist eben Gabe, aber auch Aufgabe! Wir alle sind gerufen und berufen, unser Leben zu gestalten, aus unserem Leben etwas zu machen, uns am Leben auch zu erfreuen. Gott will nicht, dass wir einfach so dahin vegetieren, sondern wir sollen es mit Sinn füllen, sodass es ein erfülltes Leben werden kann.
Gott aber ruft nicht nur zum Leben, sondern auch zum Christsein!
Weil unsere Eltern diesen Ruf Gottes gehört haben, haben sie uns zur Taufe geführt. Seit der Taufe haben wir alle teil am sog. „allgemeinen Priestertum“. Als Getaufte sind wir „Könige, Propheten und Priester“ und deswegen auch berufen, im Namen Gottes in der Welt zu wirken und ihr Segen und die Nähe Gottes zu vermitteln bzw. spüren zu lassen. Unsere Berufung besteht also darin, Christus nachzufolgen und ihn mit unserem Leben zu bezeugen. So können wir Sauerteig sein für die Welt.
Christsein ist aber immer eine Berufung zum Dienst!
Und inmitten des Volkes Gottes gibt es viele Dienste. Gott braucht Menschen, die bereit sind, sich für bestimmte Dienste zur Verfügung zu stellen. Gott ruft zum Dienst in der Familie, um als Eheleute Kindern das Leben zu schenken und sie zu erziehen. Gott ruft aber auch zum Dienst in der Kirche und in den Pfarrgemeinden. Er ruft zum Dienst in der Seelsorge, im Religionsunterricht, in der Caritas und in anderen Hilfswerken.
Einige beruft Gott aber auch zu einem geistlichen Beruf, d.h. zum Diakon, Priester oder Bischof, aber ebenso zum Ordensleben. Sie alle versuchen, Jesus Christus in einer Form der Ganzhingabe nach zu folgen. Die Hauptsorge dieser Berufung ist, Gott zu den Menschen zu bringen und die Menschen zu Gott.
Liebe Jugendliche!
Eure Frage wird sein: Was ist nun meine, d.h. meine ganz konkrete und persönliche Berufung? Wohin ruft Gott mich? Wie finde ich den richtigen Weg für mein Leben? usw.
Eines sollten wir bedenken: Gott hat mit jedem Menschen einen Plan, d.h. etwas ganz Bestimmtes vor. Unsere Aufgabe ist es deswegen, auf diese Spur Gottes für mich zu kommen. Es ist dies die Frage: „Was willst du, Herr, dass ich tue? Wo willst du mich haben? Was ist dein Weg für mich? Wie kann ich deinen Willen erkennen? Wie kann ich mein Glück, d.h. mein Heil und auch meine Erfüllung im Leben finden?
Um auf die Spur Gottes für mein Leben zu kommen, ist sicher das Hinhören und Horchen auf Gott, auf seine oft leisen Klopfzeichen, Impulse und Eingebungen wichtig und notwendig. Dies kann im Gebet, in Zeiten der Stille, in der Meditation, im Lesen der Hl. Schrift und im Bedenken des Wortes Gottes usw. geschehen.
Hilfreich kann dabei aber auch die Weggemeinschaft und der Austausch mit anderen, mit Gleichgesinnten und mit solchen Menschen sein, die ganz bewusst als Eheleute, Ordenschristen, Priester, geistliche Begleiter usw. ein konsequentes geistliches Leben führen.
Aber auch die eigene Neigung und die persönliche Eignung sowie die Sorgen und Nöte der Kirche und die Zeichen der Zeit sollten wir dabei nicht aus dem Auge verlieren. Wo zieht es mich hin? Wozu bin ich geeignet? Was macht mir Freude? Bei welchen Gedanken und Überlegungen empfinde ich eine innere Ruhe? Und bei all dem ist der Kopf, aber auch die Stimme des Herzens wichtig.
Die Frage nach meiner Berufung und richtigen Lebensentscheidung ist wohl immer ein Suchen, Fragen, Abwägen und ganz sicher oft auch ein zähes Ringen und mitunter auch ein innerer Kampf. Da dieses Rufen Gottes zunächst oft unklar und verschwommen ist, sind Menschen ein großer Segen, die uns helfen, alles das im Lichte des Evangeliums zu deuten und zu interpretieren.
Genauso wichtig ist dabei aber auch das ernsthafte Gebet und die inständige Bitte an den Hl. Geist: „Zeige mir deine Wege! Lass mich erkennen, wo DU mich haben willst und was meine ganz konkrete Berufung ist!“
Wer ehrlich versucht, in einer persönlichen Freundschaft mit Jesus zu leben, dem wird er auch zeigen, in welcher Weise und Lebensform er Gott und den Menschen am meisten dienen kann!
„Weil es Gottes Freude ist, bei den Menschen zu sein“ (vgl. Spr 8,31) und Gott will, dass unser Leben gelingt, mein Leben aber nur dann ein erfülltes Leben werden kann, wenn ich Gottes Plan für mich erkenne und auch bejahe, deswegen ist es wichtig, dass wir nach unserer Berufung fragen.
Und so wünsche ich euch, liebe Jugendliche, dass ihr alle euren richtigen Platz im Leben findet!
Weihbischof Hansjörg Hofer, Salzburg
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