Bischofsblog – Was ist mein Weg?
- On 18. September 2018
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Manchmal sind wir sicher und fest entschlossen. Manchmal total unsicher. Das macht uns als Menschen aus. Es ist keine Schande, Unsicherheit zuzugeben und ernsthaft nachzufragen, was Dein Auftrag für das Leben ist. Nimm Dir Zeit für diese Fragen: Was ist mein persönlicher Weg, was meine Berufung? Wir stellen diese Fragen mit Maria, die ebenso Zeit gebraucht hat, bevor sie ihre Zustimmung zum Plan Gottes geben konnte.
Es ist möglich, in dem verwirrenden Stimmengewirr unserer Zeit Gottes Stimme zu hören und den Weg zur eigenen Berufung zu finden. Das ist meine Erfahrung. Ich möchte sie mit Dir teilen und im Folgenden ein paar Tipps geben, wie Du aufmerksamer für Gottes Masterplan wirst und wie Du zu einer guten Entscheidung kommen kannst. Nimm daraus, was Dich anspricht – den Rest bitte einfach vergessen!
1. Vertrau auf das Potential, das Gott in Dir angelegt hat. Schau mit Dankbarkeit auf Dein Leben, auf Deine eigenen Stärken und Talente. Jeder Mensch ist begabt. Oft wird auch durch Schwierigkeiten hindurch etwas in uns freigelegt und aufgeweckt, was wir uns selbst nie zugetraut hätten. Wer nie zu kämpfen hatte oder nie überfordert wurde, weiß nicht, was er alles schaffen kann.
2. Gib den negativen, verurteilenden Stimmen keinen Raum! Die Gefahr der Selbstverurteilung angesichts einer auf Erfolg, Ansehen und Aussehen fixierten Gesellschaft ist groß. Erschreckendes Beispiel eines 17-jährigen, der folgenden Satz bei seinem Suizid hinterließ: „Ihr seid alle okay. Aber ich hasse mich.“ Weil Gott Dich liebt und Du eine seiner Lieblingsideen bist, kannst Du Dich annehmen, so wie Du bist.
3. Versuch der Trägheit des konsumverwöhnten Menschen zu widerstehen. Papst Franziskus richtete einen leidenschaftlichen Appell an junge Leute: „Runter vom Sofa! Steht auf und mischt euch in den Lauf der Welt ein!“ Die Gefahr des Rückzugs in die wohltemperierte und mit allen möglichen Unterhaltungsmedien ausgestattete Konsumwelt ist sehr groß. Also: Über den Tellerrand hinausschauen! Unsere Welt ist aufregend schön und verwundet zugleich. Du wirst gebraucht! Deine wirkliche Berufung erkennst Du im Gehen.
4. Schau mit einem ruhigen Blick auf jene Bereiche (Lieblingsbeschäftigung, für Dich interessante Fächer in der Schule, Hobbies, interessante Berufe, … ), wo sich bisher schon Dein Interesse fokussiert hat. Es könnte sich darin Deine Berufung, bzw. eine Spur für eine gute Berufswahl vorzeichnen. Zur Vorbereitung einer guten Wahl brauchst Du innerliche Ruhe. Gönn Dir diese Zeit! Hab Mut, mit Gott über Dein Leben zu sprechen!
5. Hör genau hin! Leben ist ganz wesentlich Kommunikation – Hören, angesprochen werden und antworten. Im Wort Beruf steckt das Wort „Ruf“, bzw. das Verb „rufen“. Beruf – und ebenso Berufung – bedeutet, auf einen Ruf zu antworten. In all dem, was auf Dich einströmt – an Bildern, Infos, Lärm und Schlagzeilen – kann sich auch eine Stimme verbergen, die für Dich bestimmt ist. Ganz deutlich jedoch findest Du im Evangelium viele Sätze und Worte, die Jesus Dir sagen möchte. Lies nach!
6. Achte auf den äußeren und inneren Anruf an Dein Leben. Der äußere Anruf ergibt sich aus den unterschiedlichsten Lebenssituationen, mit denen Du konfrontiert bist, aus der Herkunft und Prägung Deiner Familie, aus den vielen schönen und auch schrecklichen Ereignissen, die unsere Zeit prägen. Und der innere Anruf ist die leise Stimme in Deinem Innersten. Gott schreit nicht, er flüstert uns ins Herz!
7. Such Dir eine gute Begleitung! Wir müssen und dürfen voneinander lernen. Es bewährt sich, jemanden zu suchen, der behilflich ist, Deine Berufung zu entdecken. Eine so wesentliche Sache kann man natürlich nicht auf jemanden abschieben, aber ein zweiter Blick, eine vielleicht etwas größere Lebens- und Berufserfahrung tut gut. Such Dir jemanden, mit dem Du alles gut besprechen kannst.
8. Geh mit Vertrauen Deinen Weg! Wahrscheinlich lässt sich nicht Plan A verwirklichen, sondern Plan B. Aber dieser erweist sich oft im Nachhinein als der vielleicht bessere Plan, der genau zur Entfaltung Deines Lebens geführt hat. Leben gibt es nicht mit hundertprozentig richtigen Entscheidungen und Absicherungen gegen alle Eventualitäten. Geh mit Mut, Entschlossenheit und Ausdauer Deinen Weg! Du bist nicht allein! Gott ist immer mit Dir!
Bischof Hermann Glettler, Innsbruck
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