Das Wort Gottes spricht zu uns
- On 2. September 2015
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- Bergpredigt, Katechesen, Seligpreisungen
Der Bischof von Eisenstadt, Ägidius Zsifkovis, leitet zu den Seligpreisungen mit dem Blick auf die Bergpredigt ein:
Liebe Jugendliche! Schwestern und Brüder im Herrn!
Zu euch sprechen heutzutage so Viele. Ihr werdet mit Worten regelrecht „bombardiert“. Ein jeder will euch für sich gewinnen. Da ist die Politik, die um euch als künftige Wähler kämpft und euch knackig-kurze Programme zur Verbesserung von Welt und Gesellschaft verkaufen will. Da ist die Werbung, die euch Produkte attraktiv machen will. Konzerne scheuen keine Mühen, um euch Bilder vom „gelungenen Leben“ vorzugaukeln; ein Leben, das immer mit Konsum und mit Haben verbunden ist. Autos, Handy-Verträge, Designer-Klamotten müssen verkauft werden – an wen, spielt eigentlich keine Rolle. Wir Erwachsene sind euch dabei in so vielem kein gutes Vorbild, denn die Jagd nach Prestige, Geld, Erfolg, grenzenlosem Genuss lässt es viele Menschen mit der Gerechtigkeit, Wahrheit und Barmherzigkeit nicht allzu genau nehmen. Denn schon das Sprichwort sagt: „Nur die Harten kommen durch!“
Was versteht ihr unter einem gelungenen Leben?
In der Bergpredigt, liebe Jugendliche, spricht jemand ganz anderer zu euch und zu allen Menschen. Es ist eine ganz andere Vision des Lebens, die da gezeichnet wird. Und dieses Wort richtet sich an jeden Einzelnen von euch – an jeden Einzelnen von euch mit seinem Namen, seinem Gesicht und seiner Seele. Es ist Gottes Wort, mit dem uns Jesus sagt, was wirklich ein gelungenes Leben ausmacht. Was euch wirklich selig macht! Und statt vergänglicher Werbebilder schickt Gott euch bleibende Vorbilder: Im Laufe der Geschichte hat es unzählige Menschen gegeben, die sich auf die Seligpreisungen Jesu mit Haut und Haaren eingelassen haben. Menschen, die so friedfertig, barmherzig, gerecht, versöhnlich und großzügig waren, dass sie innerlich völlig umgewandelt wurden zu einer hell brennenden Flamme der Liebe: Die Heiligen!
Wenn wir von Heiligen reden, sind nicht Menschen gemeint, die perfekt sind, alles richtig machen und mit einem frommen Gesicht herumlaufen. Heilige sind keine Spießer! Es sind Menschen, die genau wissen, was das Leben ist in seinem Auf und Ab. Es sind Menschen, die den eigenen Schatten sehr genau kennen und oft schwerste Krisen überwinden mussten, bevor sie auf dem richtigen Weg gelandet sind. Dann aber haben sie alles auf eine Karte gesetzt und ein Leben geführt, das man nicht im Online-Shop bestellen kann: Heilige sind wahrhaft frohe Menschen gewesen, deren Leben gelungen ist, von tiefer Freude und Zuversicht getragen war, Menschen ohne Angst und gesellschaftliche Zwänge. Heilige sind Menschen, die zu allen Zeiten „Nein“ gesagt und nicht mitgetanzt haben im Strom der Masse und den Clubs des Establishments, das sich in selbstgebastelten Scheinwelten abschottet vom Leid der Welt.
Diese Heiligen erinnern uns daran, dass wir alle durch Taufe und Firmung zur Heiligkeit berufen sind. „Made in heaven – born to love!“ – das ist ihre Botschaft, die auch uns gilt! Es ist die Botschaft der Bergpredigt. Wer sich auf die Seligpreisungen, auf das Wort Gottes, einlässt, wer so zum Gelingen des Lebens anderer beiträgt, darf sicher sein, dass auch sein eigenes Leben gelingt!
Unsere so sehr bedrohte Welt braucht Menschen, die auf die Seligpreisungen setzen. Unsere Welt braucht euch, liebe Jugendliche, als die wahren „Heroes of our time“! Diese Welt wird sich ändern,
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wenn ihr ohne Gewalt auskommt;
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wenn ihr Frieden stiftet, wo andere Streit suchen und sich daran ergötzen;
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wenn ihr versucht, vor Gott „arm“ zu sein, und im Herzen die ehrliche Dankbarkeit dafür bewahrt, dass alles im Leben – sogar das Leben selbst! – ein Geschenk ist;
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wenn ihr nicht auf euer „Recht“ pocht und anderen dadurch Unrecht zufügt;
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wenn ihr euch bemüht, Menschen mit einem reinen Herzen zu sein: euer Ja soll immer ein Ja, euer Nein immer ein Nein sein!
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wenn ihr auf Gottes Barmherzigkeit vertraut und gegenüber euren Mitmenschen barmherzig seid, wenn ihr euch für Verfolgte, für Flüchtlinge, für Menschen in Not einsetzt.
Papst Johannes Paul II., der die Weltjugendtage initiiert hat, war so ein Mensch. In guten wie in schlechten Zeiten hat er die Seligpreisungen der Bergpredigt in seinem eigenen Leben zu verwirklichen versucht. Bereits als Jugendlicher, später als Priester, Bischof und als Papst, hat er sich unermüdlich für die Armen eingesetzt; er ist unerschrocken gegen Gewalt aufgetreten und für Gerechtigkeit und Wahrheit eingetreten; er hat uns mit dem „Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit“ daran erinnert, mit unseren Mitmenschen barmherzig zu sein – weil Gott auch mit jedem von uns barmherzig ist. Seine eigene Barmherzigkeit als Mensch zeigte sich wohl am beeindruckendsten, als Johannes Paul II. den Mann, der auf ihn geschossen hatte, im Gefängnis besucht und seinem Attentäter vergeben hat. Johannes Paul II. war aber auch ein großer Friedensstifter und Brückenbauer in unserer zerrissenen Welt, ein mutiger Anwalt aller Verfolgten.
Auf unserem Pilgerweg zum Weltjugendtag 2016 nach Krakau, wo Karol Wojtila als Priester, Bischof und Kardinal lange gewirkt hat, dürfen wir gemeinsam auf sein großes Vorbild schauen. Betrachten wir dabei täglich unser eigenes Leben und die Beziehungen zu unseren Mitmenschen, zu unserer Familie, zu unseren Freunden. Fragen wir uns selbstkritisch: Handeln, fühlen und denken wir immer so, wie Gottes Wort es uns aufträgt? Dabei dürfen wir Karol Wojtila getrost um seine Hilfe und Fürsprache bitten bei der Verwirklichung der Bergpredigt in unserem eigenen Leben. Der heilige Papst Johannes Paul II. hat es uns schließlich vorgemacht. Jetzt liegt es an uns, es ihm nachzumachen!
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