
Selig, die ein reines Herz haben
- On 1. April 2016
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- Andreas Laun, Reines Herz, Selig, Seligpreisungen, Weihbischof
Liebe Jugendliche,
„Selig, die ein reines Herz haben“ Bei Matthäus geht das Wort Jesu weiter mit der Verheißung: „denn sie werden Gott schauen!“
Zeitgeistig gesehen unkorrekt wie es unkorrekter nicht mehr sein könnte! Denn heute scheint es allgemeine Überzeugung zu sein, dass es erstens „Wahrheit“ nur im Bereich der Naturwissenschaft gibt, zweitens keine Wahrheit von Gott, den es ohnehin nicht gibt, sondern nur „Meinungen“, die eigentlich alle gleich dumm sind, und drittens ist es erst recht absurd, ihn sogar „schauen zu wollen“! Und da kommt Jesus und nennt, viertens noch zu allem Überfluss, als Bedingung des „Gott Schauens“, man müsse „ein „reines“ Herz“ haben! Aber was das heißen mag, weiß doch eigentlich niemand, oder?! Und das ist immer noch nicht genug, denn dieser Jesus sagt auch noch: mit diesem „reinen Herzen“ sei man oder werde man „selig“, also glücklich. Wie man es auch dreht und wendet, alles in allem, leeres Geschwätz?
Aber das Alles scheint im Denken Jesu kein „Ausrutscher“ gewesen zu sein. Denn viel später (J 17,3) steigerte sich Jesus noch: „Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast.“ Alles durcheinander: Gott schauen, reines Herz, Gott erkennen, und dann in einem Atemzug auch noch Ihn selbst, Jesus erkennen! Und das alles mache selig und in dieser Seligkeit bestehe „das ewige Leben“!
Man könnte darüber nachdenken, indem man fragt, was mit dem Begriff „rein“ gemeint sein könnte: „Reines Bergwasser“ oder „reines Obst“ weil nie gespritzt, „Reines Gold“ oder „reine Seide“ und, moralisch getönt, ein „reines Gewissen“ oder auch ein „reines Mädchen“? Aber man sagt auch: ein „reiner Tor“, was immerhin positiv gemeint sein kann, oder man spricht über ein bestimmtes Verhalten, kopfschüttelnd, „reiner Wahnsinn“! Vielleicht ist es das, was Jesus da gesagt hat?
Wenn aber jemand doch spürt, dass das unmöglich ist, dann lässt er sich auf das Wort ein und versucht, Jesus zuzuhören statt sich mit der typischen, geradezu schlimmsten Sünde der „Herzenshärte“ einzubunkern und sich in jener Weise zu verhärten, wie dies auch die Todfeinde Jesu getan haben und ihn darum ans Kreuz brachten. Zuhören heißt: „Ich nehme meinen Verstand – denn dazu habe ich ihn ja! – und beginne nach dem möglichen Sinn der Worte zu suchen – wie ein Mann, der in der Erde gräbt, weil ihm jemand gesagt hatte, dass da ein „Schatz“ läge, den man doch ausgraben könnte? Und übrigens, bei diesem Graben könnte man sich helfen lassen zum Beispiel von Papst Benedikt XVI.. Denn dieser beschäftigte sich mit einer anderen Stelle in der Bibel, wo Jesus auch von „Reinheit“ spricht, nämlich in der sogenannten Geschichte von der Fußwaschung: Jesus wäscht seinen Aposteln die Füße, nicht weil sie so schmutzig gewesen wären, sondern als eine Zeichenhandlung, die auf eine andere „Reinheit“ abzielt. Die Geschichte war so: Der Apostel Petrus verwahrte sich gegen die Idee, dass ihm Jesus die Füße waschen könnte, aber Jesus besteht darauf und erklärt ihm und den anderen Aposteln den Sinn dessen, was Er tat: „Ihr seid rein“, aber mit Blick auf Judas, der ihn verraten hatte, fügte er hinzu, aber „nicht alle“. Wenig später benützt Er den Begriff „rein“ nochmals, indem Er zu Seinen Aposteln sagt: „Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe.“ (J 15,3). Papst Benedikt nähert sich dem Geheimnis dieser gemeinten Reinheit behutsam: Rein und Reinheit sind Grundbegriffe der religiösen Tradition nicht nur im Alten Testament, sondern wie auch in der Welt der anderen Religionen. Der Sinn dabei ist, so der Papst: „Damit der Mensch vor Gott hintreten, Gemeinschaft mit Gott haben kann, muss er ´rein` sein. Je mehr er aber ins Licht kommt, desto mehr fühlt er sich als verschmutzt und der Reinigung bedürftig.“ Und wieder mit einem Seitenblick auf andere Religionen fährt der Papst fort: „Darum haben die Religionen Systeme der ´Reinigung` geschaffen, die dem Menschen den Zutritt zu Gott ermöglichen sollen.“ Um aber Missverständnisse zu vermeiden erklärt Jesus wieder an anderer Stelle (Mk 14,23ff): Reinheit und Unreinheit ereignen sich im Herzen der Menschen, man kann die gemeinte Reinheit nicht durch irgendeinen Ritus „herstellen“! Also durch Moral? Nein, sagt der Papst, sondern die Reinheit ist eine Gabe Gottes, der die Herzen öffnet und durch den Glauben reinigt! Dafür beruft sich der Papst wieder auf die hl. Schrift (Apg 15,7). Und was ist mit der Reinheit, die durch die Worte Jesu entsteht? Es ist dasselbe, die Wahrheit, die der Mensch aufnimmt, ist „das ´Bad`, das den Menschen gottfähig macht“! Übrigens versteht man von diesem Nachdenken über die gemeinte „Reinheit“ auch das, was die Kirche „Fegefeuer“ nennt. Es geht nicht um eine Quälerei des Menschen nach dem Tod, sondern um die ersehnte Reinheit, die man braucht, vor Gott hinzutreten und am himmlischen Hochzeitsmahl teilzuhaben? Eigentlich nicht so schwer zu verstehen? Jeder Mensch, vor allem die Frauen, aber auch die Männer verstehen und wollen nicht ein Fest betreten, wenn sie nicht entsprechend angezogen sind!
Und dann versteht man auch das Versprechen des Selig-Seins: Erfüllung aller menschlicher Träume ist die Gottes-Nähe und denn die „Reinheit“ die wirklich die Bedingung ist, bei Ihm sein zu dürfen – dann bedarf man ihrer, um „Gott -fähig“ und wirklich glücklich, ganz, ganz selig zu werden!
Weihbischof Andreas Laun
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