
Selig, die Frieden stiften
- On 1. Mai 2016
- 0 Comments
- Bischof, Frieden, Friedensstifter, Klaus Küng, Selig, Seligpreisungen, stiften
Liebe Jugendliche, einige grundlegende Gedanken:
Vom großen Friedensheiligen der Schweiz Bruder Klaus von der Flüe stammt der markante Spruch: „Gott will den Frieden, der Friede ist in Gott.“
Friede ist eine Folge inneren Versöhnt- und Erfülltseins. Gott ist – wie Thomas von Aquin lehrt – „actus purus“, vollkommenen verwirklicht; es gibt an ihm nichts Unerfülltes und daher ist Gott zugleich in sich ruhend. Weiters ist zu bedenken: Als Schöpfer des Himmels und der Erde ist Gott die Erklärung der Geschöpfe und in ihm finden diese ihre Erfüllung. Daher: „Der Friede ist in Gott.“ Das entspricht auch der Erfahrung. Auf diesen Zusammenhängen beruhen die weiteren Überlegungen.
Wege zum Frieden und Störfaktoren
In den Psalmen begegnen wir dem Wort: „Einen großen Frieden empfangen, die Deine Weisung lieben“. (Ps 118,165); beim Propheten aber heißt es: „Die Ruchlosen finden keinen Frieden“ (Jes 48,23). Die Beachtung der Gebote Gottes hat eine große Bedeutung für die Erlangung bzw. Bewahrung des inneren Friedens.
Im Apostolischen Schreiben über Versöhnung und Buße hat der hl. Papst Johannes Paul II. den inneren Zusammenhang beschrieben: „Wer das Geheimnis der Sünde erforschen will, muss diese Verkettung von Ursache und Wirkung beachten… Als Bruch mit Gott ist die Sünde der Akt des Ungehorsams eines Geschöpfes, das wenigstens einschlussweise den zurückweist, dem es seinen Ursprung verdankt und der es am Leben hält;“ Es heißt dann weiter: „Weil der Mensch in der Sünde sich weigert, sich Gott zu unterstellen, zerbricht auch sein inneres Gleichgewicht, und in seinem Herzen brechen Widerspruch und Streit auf.“ Es folgt noch ein Drittes: „Innerlich zerrissen erzeugt der Mensch fast unvermeidlich einen Riss auch im Geflecht seiner Beziehungen mit anderen Menschen und mit der geschaffenen Welt“ (RP 15).
Die Gebote Gottes betreffen unsere Beziehung zu Gott, unsere Beziehungen zu den anderen, auch zu uns selbst. Das von Papst Johannes Paul II. in „Reconciliatio et Paenitentia“ Dargelegte macht uns aber bewusst, dass jeder Verstoß gegen eines der Gebote meist alle 3 Bezugsebenen betrifft und daher zum Verlust des inneren Friedens führt, wenn es sich um etwas Wichtiges handelt, durch das Gott „beleidigt“ wird. Wenn es z.B. aus eigenem Verschulden zu einem heftigen Streit kommt, so betrifft das immer auch die Beziehung zu Gott, der will, dass wir einander lieben; es betrifft aber auch uns selbst, die wir wegen des Streites „verstimmt“ sind. Oder wenn die Beziehung zu Gott vernachlässigt wird, so wirkt sich das auf unser Gesamtverhalten aus.
Die Versöhnung durch Christus
Wenn auf Grund unseres Fehlverhaltens der innere – und oft auch der äußere – Frieden verlorengegangen ist, dann braucht es Versöhnung, und gerade diesbezüglich ist Christus die große Hilfe.
Den Weg zum Frieden finden wir durch die Begegnung mit Ihm, mit Christus, durch den Gott Vater alle versöhnen wollte und der durch sein Blut Frieden gestiftet hat am Kreuz (vgl. Kol 1,20). Er hat durch seine Hingabe am Kreuz in seiner Gottergebenheit Himmel und Erde miteinander versöhnt. Er vermittelt uns Vergebung von Gott, hilft uns von neuem die Freude und den Frieden zu finden, auch den anderen zu vergeben.
Im Evangelium stoßen wir noch auf ein anderes Wort. Jesus sagt: „Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert“ (Mt 10,34). Das ist eine wichtige Botschaft: Wenn wir den Frieden finden und uns bewahren möchten, ist eine Art Kampf notwendig. Es ist der Kampf gegen unsere Leidenschaften, gegen unsere ungeordneten Neigungen, gegen die Sünde. Auch das ist nötig.
Ein weiterer wichtiger Aspekt: Gott will den Frieden
Wer Gott entdeckt, wird immer in der einen oder anderen Weise sich dessen bewusst werden, dass er seinen Nächsten lieben soll. Und Christus lehrt seinen Jüngern: „Ein neues Gebot gebe ich Euch. Liebt einander, wie ich Euch geliebt habe.“ Verbunden mit Christus werden wir zu friedliebenden Menschen, oft sogar zu echten Friedensstiftern.
Welche Folgerungen können wir aus alldem ziehen?
Wer friedfertig werden möchte,
- wird allem anderen voran das Gebet pflegen, den Umgang mit Gott suchen mit dem Verlangen zu erkennen, was Er erwartet. Das ist eine wichtige Voraussetzung, um den Frieden im Herzen zu tragen: das Wissen oder wenigstens die Hoffnung, im Willen Gottes zu stehen. Gebet ist auch meist der Weg, wie uns bewusst wird, dass wir in einem bestimmten Punkt (oder in mehreren Punkten) falsch liegen und vielleicht gerade deshalb nicht wirklich froh sind, Unruhe oder Unzufriedenheit spüren. Im Gebet findet sich oft der Anfang einer positiven Veränderung, es erwachen Vorsätze und Entscheidungen.
- Wer friedfertig werden möchte, wird sich besonders Christus zuwenden. Oft braucht es Umkehr, Versöhnung mit Gott und mit den anderen, auch mit sich selbst. Der Empfang des Bußsakramentes ist dabei eine große Hilfe. Wir bedürfen der Stärkung durch sein Wort und durch sein Brot. Aus der Eucharistie schöpfen wir Kraft.
- Die Vereinigung mit Christus wird uns auch helfen, unsere Ängste zu besiegen, denn auch Ängste können uns den Frieden rauben. Die Vereinigung mit Christus lässt uns erkennen, dass wir nicht allein sind. Gott ist mit uns.
- Es bedarf zudem eines täglichen Bemühens, um so zu leben und sich so zu verhalten wie es der Gesinnung in Christus entspricht. Man kann sogar sagen: der Friede ist eine Folge des Krieges (mit sich selbst).
Schließen möchte ich mit dem Wunsch des hl. Paulus: „In Euren Herzen herrsche der Friede Christi; dazu seid Ihr berufen als Glieder des einen Leibes“ (Kol 3,15). Dieser Wunsch soll uns Leitbild sein, Ansporn und Hoffnung vermitteln, unser Leben kennzeichnen.
Bischof Klaus Küng
0 Kommentare