
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit
- On 1. Februar 2016
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- dürsten, Gerechtigkeit, hungern, Jugendbischof, Selig, Seligpreisungen, Stephan Turnovszky
Liebe Jugendliche,
wie jede der Seligpreisungen, so erzählt auch diese mehr über Gott als über den Menschen: „So gut ist unser Vater im Himmel,“ scheint Jesus damit sagen zu wollen.
Gott sättigt! Die vielen Bilder der Bibel über Festmähler / Hochzeitsmähler illustrieren diese nährende Fülle, die von Gott ausgeht. Er sättigt anders, als wir es von der Nahrung dieser Welt kennen. Die lässt uns wieder hungrig und durstig werden. Die Erfüllung, die Gott verspricht, ist eine bleibende. Jesus wird diese Verheißung auf sich selbst beziehen: „Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben.“ (Joh 4,13f) „Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“ (Joh 6,35)
Die Verheißung gilt nach Gerechtigkeit hungernden Menschen, nicht den satten! Nach Gerechtigkeit zu hungern und zu dürsten, ist eine sehr drastische Formulierung. Da muss es einem schon sehr schlecht gehen und es muss einem sehr ernst sein, dass man nach Gerechtigkeit hungert! Wieviele Menschen haben diese tiefste Sehnsucht nach Gerechtigkeit, danach, dass andere ihnen gerecht werden:
Kinder sehnen sich danach, dass Eltern ihnen die geschuldete Liebe und Aufmerksamkeit schenken. Jugendliche sehnen sich danach, sich entfalten zu dürfen. Sie sehnen sich nach Ausbildung, nach Vorbildern, Bezugspersonen und nach fairen Chancen. Sie wollen ernst genommen werden. Und wieviele Menschen auf der Welt werden betrogen, ungerecht verurteilt oder verfolgt und sehnen sich nach einem gerechten Rechtssystem.
Interessant ist, wie Paulus die Themen von Gerechtigkeit und Vergebung verknüpft: „So erweist Gott seine Gerechtigkeit durch die Vergebung der Sünden.“ (Röm 3,25) Gottes Gerechtigkeit besteht nicht in einem kräftigen Vergeltungsschlag, der die Spiral der Gewalt weiterdreht, sondern indem er sie durch die Vergebung stoppt. In diesem Sinn wird Jesus dem Zachäus, dem Betrüger, gerecht und lässt ihn Vergebung erfahren. Und so bekehrt sich Zachäus zur Gerechtigkeit und erstattet unrecht Erworbenes zurück. (Lk 19,1-10)
Was kann das praktisch zur Vorbereitung auf den Weltjugendtag bedeuten?
- Ich nehme wahr, in welchen Bereichen meines Lebens ich nach Gerechtigkeit hungere und dürste. Wo wird man mir schmerzhaft nicht gerecht? Ich bringe meine Gedanken und Gefühle ins Gebet und/oder bespreche es mit einem geistlichen Menschen meines Vertrauens.
- Ich versuche wahrzunehmen, in welchen Bereichen ihres Lebens Menschen in meinem Umfeld nach Gerechtigkeit hungern und dürsten. Ich bete für sie. Ich zeige ihnen Verständnis und Nähe, höre ihnen zu und versuche so, ihnen ein wenig „gerecht“ zu werden.
- Ich setze mich mit den großen globalen Unrechtsthemen auseinander. Die Enzyklika „Laudato Si‘“ von Papst Franziskus kann dazu Hilfe bieten, aber auch das Gespräch unter Gleichgesinnten oder mit Engagierten.
- Ich suche direkten Kontakt mit hungernden und dürstenden Menschen: Ich arbeite bei einer Caritas-Einrichtung mit; ich helfe im Spital/Pflegheim beim Füttern bettlägriger Menschen (Verwandter) und erlebe, was es heißt, Hunger zu stillen.
- Ich suche Kontakt mit Vertretern der Caritas-Flüchtlingshilfe und/oder mit Asylanten und informiere mich über ihre Bedürfnisse.
- Ich mache in der Beichte die Erfahrung, dass Gottes Gerechtigkeit in der Vergebung meiner Sünden besteht. So erhalte ich Hilfe von Gott, um Ihm, mir selbst, anderen Menschen, ja der ganzen Schöpfung gerechter zu werden.
Jugendbischof Stephan Turnovszky
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